Wallfahrtskirche „Zur Schmerzhaften Muttergottes von Vilgertshofen“

Schon im 10. Jahrhundert stand hier eine Kapelle, die dem hl. Stephanus geweiht war. Im Jahre 955 wurde sie beim Hunneneinfall zerstört und nach ihrem Wiederaufbau dem hl. Ulrich geweiht. Um 1065 schenkten der Edle Egilolf von Viligundenhoven und seine Frau Bertha die Kapelle mit einem Teil des Gutes an das Kloster Wessobrunn. 1281 ließ Abt Ulrich III. den Kirchenbau erneuern. Bis zum Bau der jetzigen Kirche wurde Vilgertshofen von Issing aus vikariiert. Aus dieser Zeit stammen die noch erhaltenen Figuren des hl. Stephanus und des hl. Ulrich sowie das Gnadenbild.

Somit wird wohl auch die Marienverehrung an dieser Stätte bereits in der spätgotischen Zeit ihren Ursprung haben. Vilgertshofen blieb bis zur Säkularisation 1803 dem Kloster Wessobrunn unterstellt. Der Issinger Pfarrer Nikolaus Praun, der seit 1671 die Kirche betreute, erfuhr vor dem Gnadenbild, der spätgotischen Pieta, eine Heilung seiner Kopfleiden. Diese Begebenheit machte ihn zum entscheidensten Förderer der Marienwallfahrt in Vilgertshofen. Es entwickelte sich sehr rasch eine so rege Wallfahrt, dass die kleine, baufällige Kirche die Zahl der Gläubigen nicht mehr aufnehmen konnte. Abt Leonhard von Wessobrunn nahm im März 1686 den Klosterbaumeister Johann Schmuzer unter Vertrag für eine neue Kirche. Am 12. Oktober 1692 weihte Bischof Eustach von Westernach den neuen Kirchenbau. Es fehlten aber noch die zwei geplanten Türme sowie die Altäre. Der Südturm wurde erst im Jahre 1732 vollendet, zum Bau des Nordturmes kam es nicht mehr. Als Altar diente anfangs nur der provisorische Gnadenaltar, vor dem 1671 von Pfarrer Praun zum ersten Mal die hl. Messe gelesen wurde. Im Jahre 1718 erhielt Franz Schmuzer vom Wessobrunner Abt Thassilo den Auftrag zur Errichtung des Ulrichsaltares (nördlicher Seitenaltar) sowie des Hochaltares (1718 – 1721).

Der südliche Seitenaltar (Stephansaltar) wurde im Jahr 1751 vom Wessobrunner Meister Thassilo Zöpf errichtet. Das Altarbild wurde 1770 vom „Lechhansl“ Johann Baptist Baader gemalt. Es gilt als sein bestes Werk. Gleichzeitig mit dem Stephansaltar kam auch die Kanzel in die Wallfahrtskirche. Ein weiteres schönes Bildwerk ist der Altar des Seelenbundes mit dem spätgotischen Kruzifix um 1510. Die Engel stammen aus der Hand von Lorenz Luidl aus Landsberg. Das Hauptbild im Chor stammt aus der Hand des Wessobrunners Johann Baptist Zimmermann, Hofmaler in München. Das Deckenfresko im Mittelschiff malte 1976 Professor Karl Manninger aus München. Die Deckenbilder und die Malereien an den Emporebrüstungen schuf der Benediktinerpater Joseph Zaech aus Wessobrunn.

Der gesamte Innenraum ist sehr reich und kraftvoll mit Stukkaturen geschmückt. Das Hauptmotiv sind schwere Akantusranken riesiger Dimension, Eichenlaub, Muscheln, Früchtegehänge und Blumen. In 10 Nischen stehen Benediktinerheilige, die als besondere Förderer der Marienverehrung geehrt werden, im Volksmund werden sie die „Heiligen von Vilgertshofen“ genannt.

Die Bruderschaft zur schmerzhaften Muttergottes, verbunden mit einem Seelenbund, besteht in Vilgertshofen schon seit 1708. Die Ausrichtung der „Stummen Prozession“ am Sonntag nach Maria Himmelfahrt gehört neben bestimmten Gebetsauflagen zur Aufgabe der Bruderschaft. In dieser „Stummen Prozession“ werden Szenen aus dem alten Testament und dem Passionsgeschehen dargestellt. Weit über 100 Mitwirkende aus den umliegenden Orten gestalten die Szenen. Selbst staatliche und kirchliche Verbote sowie die Säkularisation 1803 überlebte die „Stumme Prozession“. Anscheinend setzte sich die Bevölkerung nicht nur für Ihre Kirche, sondern auch für Ihre Wallfahrten hartnäckig ein.