Kirchenführer Der Filialkirche St. Laurentius in Pflugdorf
Auf einer Anhöhe im Südteil von Pflugdorf liegt die Kirche St. Laurentius, die zur Pfarrei Stadl gehört. Um 1758 ließ sie das Kloster Andechs, zu dem die Pfarrei sei 1598 gehörte vollständig errichten. (Die Pfarrgemeinde wallfahrtet jeden Pfingstdienstag in einer Fußwallfahrt auf den heiligen Berg nach Andechs, Abgang 3. 00 Uhr) Baumeister war der Münchner Hofmaurermeister Lorenz Sappl. Bauherr der Abt. Bernhard Schütz (1746-59), dessen Wappen über dem Chorborgen angebracht ist.
An gleicher Stelle soll früher schon einmal eine Kirche gestanden haben, denn bereits 1608 vergrößerte Andechs in Pflugdorf eine Kirche und übernahm beim Neubau 1760 den bestehenden Unterbau des Turmes auf der Westseite. Der neue Turm erhielt einen Aufbau mit geschweifter Zwiebelhaube.
Wegen des harmonischen Zusammenklangs von Architektur und Ausstattung gehört die Laurentiuskirche auch zu den schönsten Rokoko-Dorfkirchen der Diözese Augsburg. Die breiten hochliegenden Fenster mit Stichbogenschluß erinnern an die benachbarte Kirche in Lengenfeld, die auf den gleichen Baumeister zurückgeht. Bei der Gestaltung des Innenraumes waren beste Kräfte der Umgebung am Werke. Der abgemuldete Raum erhielt ein Tonnengewölbe und wurde mit graziösen Stukkaturen geschmückt; der Hochaltar aus Stuckmarmor stammt von Tassilo Zöpf aus Wessobrunn. Die beiden Seitenaltäre gehören in die Erbauungszeit, während der Kanzelkorpus mit gedrehten Säulchen in das frühe 18. Jahrhundert weist. Der Meister der Deckengemälde, die unbekannt signiert sind, dürfte Johannes Baptist Zimmermann sein. Sie zeigen im Chor die Himmelfahrt des Kirchenpatrons Laurentius, im Langhaus (Kirchenschiff) die Vorführung vor den Richter. Die 3 Altarbilder, am Hochaltar Marter des heiligen Laurentius, Maria mit Eltern (linker Seitenaltar) und heiliger Sylvester (rechter Seitenaltar [am 31.12. immer Messe zu Ehren des hl.Sylvester von der politischen Gemeinde]), sind Werke Johann Baaders (Lech-Hansl), ebenso das Deckenbild in der Sakristei mit der Opferung Isaaks. Die 3 Bilder an der Emporenbrüstung mit Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons, nämlich wie er Papst Sixtus begegnet (linkes Bild),Almosen austeilt (mitte) und gemartert wird (rechtes), werden ebenfalls dem „Lechmalerhansl“ zugeschrieben. Die Figuren St. Florian und St. Johann Nepomuk auf den Türen, die den Hauptaltar mit dem Chorraum verbinden schuf der Weilheimer Franz Xaver Schmädel, diese sind Kopien
der Andechser Wallfahrtskirche. Auf dem Hauptaltar befinden sich noch die Standbilder des hl. Veit und des hl. Stefan und ganz oben ein Bild des Erzengels Michael. Auf den beiden Seitenaltären stehen Standfiguren (linker Seitenaltar ((von links nach rechts)) der heilige Wendelin und die heilige Ottilie, (rechter Seitenaltar) der heilige Sebastian (Nebenpatron der Kirche [die politische Gemeinde lässt am bzw. um den Sebastianstag 20.Januar, ein Amt lesen] und der heilige Nikolaus, ihre oberen Bilder zeigen die heilige Barbara (linker Altar) und die heilige Katharina (rechter Seitenaltar).
Die wunderbaren, einzigartigen und wertvollen kleinen Apostelfiguren (an der Kirchenwand entlang) stammen mit großer Sicherheit aus der Werkstatt Luidl´s aus Landsberg am Lech. Die freudenreiche Muttergottes-Statue (Mitte Kirchenschiffwand Südseite) strahlt im Monat Mai im Mittelpunkt vom Hochaltar als Maria-Maienkönigen in einem Lichterkranz hinunter ins Kirchenschiff.
Den freundlichen und sauberen Raumeindruck verdankt die Kirche der ständigen Bereitschaft der Dorfbewohner, der politischen Gemeinde und der zuständigen Diözese Augsburg durch zeitige Renovierungen dem „Zahn der Zeit“ entgegenzuwirken. Erwähnenswert sind die großen Innenrenovierungen 1953 (Kostenaufwand 24.000DM), hier wurde das Mauerwerk entfeuchtet, der Boden erneuert, Ausbesserungen an den Gewölben und Emporenfresken durchgeführt. Bei der großen Außenrenovierung 1981 wurde die eindrucksvolle Architekturmalerei der Erbauungszeit wieder freigelegt und wieder aufgetragen, das Dach vollständig erneuert, der Turm mit den Außenturmuhren renoviert, die Fenster renoviert. Die Kosten haben sich weit über 340.000 DM belaufen. Mitte der 90iger Jahre wurde der Holzwurm per Vergasung in der gesamten Kirche „verjagt“, dabei wurden über 30.000 DM investiert, ferner wurde die Orgel vollständig renoviert und auf Vordermann gebracht und vom damaligen Weihbischof Max Ziegelbauer im Juli 1997 feierlich wieder geweiht und seiner Bestimmung übergeben, auch hierfür mussten über 30.000 DM gestemmt werden. In den Jahren 1999 bis 2005 erfolgte ein weiterer Kraftakt zur Bestandssicherung des Gotteshauses. Über 350.000 € und mehr als tausend Stunden freiwillige und kostenlose Arbeitsstunden durch die Dorfbevölkerung wurden aufgebracht. Die Kirchen- Fenster und Bänke wurden grundüberholt, die Elektroinstallation auf den Stand der Zeit gebracht, alle Altarbilder wie die 14 Bilder des Kreuzweges wurden restauriert und die Seitenaltarpodien saniert. Das Kircheninnere wie die Deckengemälde, soweit notwendig, aufgefrischt.
In diesem Zusammenhang ist noch die Anschaffung der Kirchenglocken im Jahre 1951 zu erwähnen (siehe Bild Glockenweihe), diese 3 hängen bis heute im Turm. Nach einem Gemeinderatprotokoll vom Januar 1871 und vom 31.Oktober 1909 wurde eine Turmuhr im Jahre 1871 und 1909 angeschafft. Die letztere ist bis heute im Gebrauch und wird seit 1998 von einer elektronischen Hauptuhr (Atomuhrzeit) gesteuert. Im Frühjahr 1999 wurden die Außenanlagen (Pflasterung) und der Friedhof neu angelegt und die Grabreihen von Süd auf Ost gedreht. Die Grabst- ätten zeigen sich jetzt wieder geordnet und verleihen dem Kirchenaufgang und Kirchenvorplatz einen passenden und würdigen Rahmen. Im Jahre 2007 wurde der Volksaltar, das Ambo, der Osterkerzenleuchter und der Liederanzeiger in Farbe und Gold gefasst, passend zur Farbgebung des Hochaltares. Dieses neu gefasste Kircheninventar aus Holz sind handwerkliche Leistungen Pflugdorfer Handwerker aus den 80iger und 90iger Jahren. Der Hochaltar der Pflugdorfer Kirche ist ständig in einem anderen Bild zu sehen, entsprechend der kirchlichen Herren- bzw. Hochfeste; sei es im Mai als Maialtar oder an den festlichen Feiertagen, die 4 Reliquientafeln den Altar schmücken und den Tabernakel umgeben. Zur Pflugdorfer Kirche gehört eine sehr umfangreiche Weihnachtskrippe, ein Meisterwerk wohl auch aus der Werkstätte des berühmten Landsberger Bildhauers Luidl. Man könnte das ganze biblische Leben Jesu nachzeichnen. In heutiger Zeit werden von Weihnachten bis Lichtmeß folgende Bilder meist in einem Rhythmus von 3 Jahren aufgebaut: Christi Geburt (24.12-5.1.), Die Weisen aus dem Morgenland (6.1.- 15.1.), Kindsmord durch Herodes (16.1.-23.1.) und Hochzeit zu Kanaa (bis 1.2.). Anfänglich war die Kulisse im Altarraum auf der linken Seite aufgebaut, später kam man dazu über die Szenen im Kirchenschiff vor dem linken Seitenaltar aufzubauen. Anfang des neuen 21. Jahrhunderts haben fleißige Hände aus Pflugdorf nach und nach die Krippenumgebung und vor allem die über 200 Figuren in großer Mühe renoviert, bzw. repariert und fachmännisch gekleidet und „hergerichtet“. Genauere Angaben zu der wertvollen Pflugdorfer Krippe fehlen, klar ist, dass der Hintergrund, die Ruinendarstellung aus der Barockzeit stammt, die Figuren wurden von verschiedenen Schnitzern nach und nach gefertigt.