Die Filialkirche St. Wolfgang

ist eine Votivkirche. Gestiftet und erbaut wurde sie von dem Thaininger Johann Schäffler, der 1430 nach St. Wolfgang am Wolfgangsee pilgerte. Dabei wurde er schwer krank. Er gelobte eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter und des Hl. Wolfgang zu bauen, wenn er wieder gesund würde. Dies geschah und so entstand in den nächsten zwei Jahrzehnten dieses gotische Gotteshaus. Sehr bald wurde es für die bäuerliche Umgebung zur Wallfahrtsstätte. Neben den beiden ersten Figuren, Maria mit Kind und St Wolfgang (um 1435/40) an den Seitenaltären, überstanden noch drei spätgotische Figuren von etwa 1490 den 30jährigen Krieg: St. Wolfgang und Johannes der Täufer am Hauptaltar und der Corpus Christus am Kreuz.

St.Wolfgang

1646 kam der in Landsberg beheimatete Pfarrer David Guett nach Thaining. Er vikarierte mehrere Jahre auch in Hagenheim. Im schweren Pestjahr 1649 führte er die Thaininger in einem Bittgang in den Nachbarort (Gemälde in der Martinskirche am linken „Kherla“). Alljährlich am 7. Dezember (Vortag von Maria Empfängnis) wiederholten die Thaininger die Wallfahrt, ein letztes Mal 1963.

Sehr bald bemühte sich David Guett um die Renovierung und Ausstattung der Filialkirche. Um die Bevölkerung zu motivieren, malte der Thaininger Schneider Mathias Augustin 1657 ihre Entstehungsgeschichte. Diese naive Malerei in 5 Bildern hängt noch heute im Gotteshaus. In erstaunlich kurzer Zeit gelang die Neuausstattung: 1664 erhielt die Kirche ihren Hauptaltar, 1675 die beiden Seitenaltäre und 1681 die Kanzel. Tätig waren dabei die Werkstätten in Weilheim (David und Ambros Degler), Landsberg (Luidl) und Diessen.

1710 wurde das kleine Gotteshaus nach Westen erweitert, die Fenster vergrößert und der Eingang nach Norden verlegt. Zugleich wurde durch die „Bruderschaft zu den heiligen fünf Wunden“ der Kreuzaltar und das Chorgestühl erstellt. Letzteres schmücken 22 Engel mit den Leidenswerkzeugen. So füllt nun der „Thaininger Bauernbarock“ den ursprünglich gotischen Bau und begeistert die Besucher.

Texte zusammengestellt von Franziska Ostner

Quellen: Wilhelm Neu, Thaining, Schrift von 1994, Georg Stechele, Der Bau der Martinskirche, Franz Burger, St. Wolfgang v. 1938, Alfred und Magda Mastaller, Bergkapelle, Karl v. Leoprechting, Bauernbrauch und Volksglaube in Oberbayern, Süddeutscher Verlag 1977, Seite 128.